Mrz 052012
 

Achtung: Nachdem ich das Kostüm fertiggestellt hatte (wovon der Herstellungsprozeß unten dokumentiert ist), habe ich meinen Vater auf die FedCon geschleppt (größte Sci-Fi-Convention in Europa). Lest den Bericht hier!


Roter Imperator Palpatine – Original (links) und meine fertige Reproduktion (rechts)

Irgendwann meinte mein liebster Verwandter – mein Vater, um genau zu sein – daß er doch gerne mal wissen würde, „was der Mist soll“ was einen Kostümträger bei einer Convention oder sonstwo so anders macht als einen „Touristen“, der normale Alltagskleidung trägt; und warum manche Leute – wie ich – soviel Lebenszeit darauf verschwenden dafür opfern, um zeit- und materialfressende wunderbare Kostüme herzustellen.

Also entschied ich, daß es NICHT Zeit für eine lange und langweilige Erklärung wäre, sondern daß er es am Besten am eigenen Leib erfahren sollte, indem er ein Kostüm bei einer Convention trägt.

Nach einem Wochenende der Diskussionen mit meinem Sohn (und OHNE meinen Vater, der keinen einzigen Star Wars – Film je gesehen hat!) ergab einige Optionen; aber nur wenige davon waren tatsächlich praktikabel. Es ist ja nun so, daß mein Vater langsam alt wird. Er mag bequeme Kleidung. Also fiel alles mit Gesichtsmaske (wie Boss Nass, der toll gewesen wäre!) schon mal weg. Auch zu schwere / bewegungseinschränkende / warme Kostüme fielen damit weg.
Ich wollte aber trotzdem ein erkennbares Kostüm machen; und zwar eines, was möglichst viele Leute dazu bringen würde, ihn wohlwollend anzusehen.
Mein Vater deutete vorsichtig an, daß er am liebsten so was wie einen bequemen Bademantel haben würde.
Ein Bademantel? Oh Papa, Du hast keine Ahnung, wie nah das von der Beschreibung her einem der Kostüme kommt…
Also einigten wir uns irgendwann auf dieses Kostüm aus Episode 3, welches von Senator Palpatine / dem Imperator / Darth Sidious (hey, das sind ja drei Charaktere auf einmal!) getragen wurde:

Des Imperator’s Bademantel rote Senatsrobe

Ich weiß, das sieht ziemlich schwer aus (im Sinne von „Gewicht“; die Herstellung ist recht einfach). Aber wenn ich das aus Waffelpiqué (etwas ähnliches, zumindest von der Textur her, scheint auch beim Original verwendet worden zu sein – falls ihr tatsächlich nach DEM Originalstoff sucht, dann googled mal „basketweave wool“!) und Seidensamt mache, dann wird es schon gehen; und es wird auch nicht zu warm werden.
Wegen dem Gesichtsmakeup… äh tja, davon weiß mein Vater im Moment noch nichts. Ich werde ihm das wohl in der letzten Minute vor der Convention vermitteln müssen.
Ich werde dafür auch Kryolan-Makeup verwenden, was an seiner Haut bleiben wird, auch wenn er anfangen sollte zu schwitzen (was üblicherweise recht früh geschieht).
Aber erstmal… die Robe.

Das größte „Problem“ bei diesem Kostüm, wenn es überhaupt eines gibt, ist die Falte, die sich am Ärmel in der Nähe des Ellbogens befindet. Die ist nämlich nicht nur drapiert, sondern eingenäht. Und anstelle sie einfach irgendwie zu drapieren, bin ich nach der Gitternetzmethode vorgegangen, um für den Ärmel ein genaues Schnittmuster zu bekommen.
Was zum Geier ist denn die Gitternetzmethode, höre ich Euch fragen?
Das ist recht einfach. Stellt Euch einfach vor, daß die Robe anstatt aus normalem einfarbigen Stoff aus regelmäßig kariertem Stoff gemacht wurde. Wenn das der Fall wäre, dann könnte man – durch Beobachtung und Zählen der Karos und durch Beachten aller Nahtlinien – das Schnittmuster quasi freihand vom Kostüm auf kariertes Papier übertragen.
Aber die Robe IST doch gar nicht aus kariertem Stoff, ja doch, ich höre Euch!
Oh, falsch! Irgendwie ist sie das schon, zu einem gewissen Grad. Darum geht’s ja bei allem, was Waffelpiqué-ähnlich ist 😉 Hier ist mal eine Vergrößerung des Stoffes des Originalkostümes von einem Ausstellungsbild:

Das ist fast genausogut wie karierter Stoff!

Das hier ist übrigens der Baumwoll-Waffelpiqué, den ich für die Robe verwenden möchte (ist noch weiß, muß ich natürlich noch rot färben):

Allerdings brauche ich, bevor ich die Robe nähe und färbe, ja erstmal ein Schnittmuster – ganz besonders für den schon erwähnten Problemärmel.
Also habe ich einen Abend damit verbracht, digitale Linien über eines der Ausstellungsbilder zu malen; dabei habe ich jede fünfte ‚Waffel-Linie‘ als Basis für meine Linien verwendet. So sah das am Ende aus:

Da ist er, der karierte Ärmel: Perfekt, um ein Schnittmuster davon zu zeichen – man muß nur willig und fähig sein, von unten nach oben die Linien zu zählen und das ganze auf kariertem Papier aufzeichnen!

Es gibt nur einen Fleck auf dem Stoff, den mir dieser karierte Ärmel nicht offenbart – und das ist der Teil des Stoffes, der von der Falte VERDECKT wird – davon habe ich kein klares Schnittmuster bekommen; aber das kann ich dann quasi aus der „Umgebung drapieren“, wenn ich den Ärmel mache.
Der Ärmel besteht auch aus zwei Schnitteilen: Der äußere Teil – hier kariert – der von der vorderen Mitte des Armloches über die Schulter zur hinteren Mitte des Armloches läuft, und der innere Teil des Ärmels, der von der hinteren Mitte des Armloches unterm Arm durch zur vorderen Mitte läuft.
Ich habe hier ja nur den äußeren Teil des Ärmels das karierte Muster produziert; aber da entlang der vorderen und hinteren Naht des Ärmels der innere Teil genau dazu passen muss, kann ich den inneren Teil genauso machen und muß nur den Verlauf (anstatt entlang der Schulter halt unter dem Arm durch) verändern.
Es gibt aber noch eine andere Sache, die man beachten sollte:
Das Bild, bei dem ich das Gitternetz über den Ärmelstoff gelegt habe, zeigt hauptsächlich den VORDEREN Teil des Ärmels. Der seitliche und hintere Teil sind, wenn überhaupt, nur wenig zu sehen. Hier ist ein Vergleichsbild zwischen dieser Vorderansicht und einer Seitenansicht des Originalärmels:

Von diesem Bild ausgehend kann ich sehen, daß die Weite des Ärmels (also von der Hand bis zur Rückseite des Ärmels) etwas mehr als die Hälfte der Strecke ist, die von der Handöffnung zur unteren Kante des Ärmels geht.
Man sieht auch sehr gut, wie die Vorderansicht im Prinzip nur die Hälfte der Ärmelweite zeigt, wenn man es mit der Seitenansicht vergleicht.

Hier ist also das Schnittmusterteil für den Ärmel, welches ich aus meinem Gitternetzbild und dem Vergleichsbild vorn/seitlich entworfen habe:

Grüne Linien: Das Schnittmuster, welches sich aus meinem Gitternetzbild ergab.
Rote Linien: Die Korrekturen des grünen Schnittmusters – an der Handöffnung (links oben) war mein Gitternetz wohl nicht ganz richtig, denn so krumm kann das nicht sein;
dann ist da der „Teil, den ich nicht sehen konnte“ an der vorderen Oberseite des Ärmels, wo die Falte sitzt; der blaue Pfeil zeigt, wie die Falte genäht werden muss;
und die lange untere Linie zeigt den Teil, der dann nachher hinten sitzt (und somit wird Weite gewonnen).

Blaue gepunktete Linie: Die grobe Form des Schulterteil des Ärmels, der unter das Seidensamt-Cape geht;
orange gepunktete Linie: Die grobe Schnittlinie für den inneren Teil, geht unter dem Arm lang;

Orange dotted like: Approximate underarm part for the inside part of the sleeve.

Natürlich ist das nur ein grobes Schnittmuster. Wie man ganz gut sehen kann, mußte ich etwa die Hälfte des Schnittmusters „erraten“. Aber das hier ist schon eine sehr hilfreiche Basis, um den Ärmel schlußendlich herzustellen.

„Aber warte mal!“ höre ich euch sagen. „Das ist ja ein winzigkleines Schnittteil. Wie soll das deinem Vater passen, ohne daß Du eine Gazillion vergrößerter Testärmel machst?“
Ganz ruhig bleiben… auch das ist sehr einfach. Falls ihr meine Anleitung zur Vergrößerung von Schnitten noch nicht gelesen habt, jetzt wäre die passende Gelegenheit dafür 😉
Aber es gibt noch eine andere Methode: Ich nenne sie die ‚Proportionale Vergrößerung‘, und die geht so:

Als erstes macht ihr mal ein Foto von der Person, für die das Kostüm sein soll – hier ist also mein Vater, sein Gesicht ist auf Wunsch verpixelt. Beachtet, daß sich direkt neben ihm ein Maßband mit Zentimetereinteilung (und pro 10cm wechselt die Farbe) befindet. Das Maßband im Bild ist wichtig und nützlich bei der proportionalen Methode:

Mein Vater mit dem Maßband. Die Hand am oberen Rand des Maßbandes gehört übrigens zu meinem Sohn.

Nun benutzt ihr eine Bildbearbeitungssoftware eurer Wahl und kopiert / fügt ein Bild des Kostümes im Original als neue Layer in das Personenbild ein. Etwa so – beachtet daß ein animiertes *.gif nicht wirklich notwendig oder gar hilfreich ist; es ist viel einfacher und sinnvoller, einfach eine Layer zu verwenden, die man an- und ausschalten oder in der Transparenz ändern kann; aber das hier ist eine gute Veranschaulichung dessen, was ich euch zu zeigen versuche:

And this is my dad gradually morphing into Palpatine.

Jetzt könnt ihr sehen, daß ich:
a) ein Maßband im Bild habe, welches ich auch ausschneiden, wieder einkopieren und dann verschieben / drehen / sonstwas kann, um nicht nur alle Längen-, sondern auch viele benötigte Breitenmaße zu ermitteln und
b) nun die genauen Proportionen meines Vaters im Vergleich zum Originalkostüm kenne. Daraus ergibt sich, daß
c) ich genau sehen kann (durch Kombination von a und b), wie lang und breit zum Beispiel das Tabard mit den Stickereien; ja sogar wie hoch und breit die einzelnen Sybole genau ausgestickt werden müssen) wie groß alles für meinen Vater sein muß.
Und dann kann ich zum Beispiel auch genau sehen, wie lang genau die Strecke zwischen Handöffnung des Ärmels und der Unterkante ist, und das auf das Schnittmuster umlegen und somit GENAU sagen, wie groß das Ärmelschnittmuster für meinen Vater sein muß. Es ist halt nur ein bißchen angewandte Mathematik 🙂

Das, meine lieben Leser, ist die „Proportionale Methode“. Ich habe sie bei vielen Kostümen benutzt, die ich angefertigt habe – ein gutes Beispiel ist das Darth Vader-Kostüm meines Sohnes (besonders die Brust- und Gürtelboxen); ein paar Bilder davon sind hier zu finden – und auch für die proportionale Vergrößerung meines Jamillia-Kragens und der Ärmel und natürlich das proportionale Anpassen der Stickereien auf dem Unterkleid. Es hilft auch, einen proportional richtig dimensionierten Kopfschmuck für meine Apailana herzustellen und so weiter – wenn man sich einmal an die Methode gewöhnt hat, will man sie gar nicht mehr missen.
Ich habe diese Methode bisher weitestgehend mehr oder weniger geheim gehalten; aber ich sehe so langsam keinen Grund mehr, Sachen geheimzuhalten. Ich will mein Wissen teilen und verbreiten, damit, wenn ich nicht mehr bin, andere noch von diesem Wissen profitieren können und freundlich an mich denken, wenn sie meine Methoden später mal verwenden. Einen leichten Schlaganfall gehabt zu haben VERÄNDERT die Sicht, die man auf Dinge und das Leben im Allgemeinen hat, glaubt’s mir.

Dann sind da natürlich noch die Stickereien; aber wenn ihr zum Beispiel das bestickte Unterkleid meiner Königin Jamillia oder meinen Padmé Tattooine Poncho gesehen habt, dann dürfte Euch klar sein, daß das sich fünfmal wiederholende Sith-Symbol auf dem Tabard nicht wirklich ein Problem für mich darstellt 😉

Das Sith-Symbol, gestickt und appliziert, auf dem Originalkostüm.
Die glänzenden, etwas heller wirkenden Teile sind aus demselben Leder gemacht, aus dem auch die Streifen auf Kapuze und Kurzumhang bestehen.

Hier ist eine Vorschau des Symbols in meiner Sticksoftware – natürlich fehlen da die zu applizierenden Lederteile; aber es gibt euch einen Eindruck:

Das Schnittmuster für das Cape sieht meiner Meinung nach so aus, ausgelegt auf dem Boden meines Wohnzimmers:

Kapuze ist links (offensichtlich), das Cape ist rechts.
Die vordere Mitte des Capes ist „oben“, die hintere Mitte ganz rechts. Ja, irgendwie ist das kompliziert 😉
Der Teil der Kapuze, der am Cape eingereiht und angenäht wird, ist unten; der Teil der über und hinterm Kopf ist, befindet sich oben / links; und die Gesichtsöffnung ist ganz rechts beim Kapuzenschnittteil.
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Mein Vater war übrigens witzig, als er das zusammengepinnte Test-Cape (aus Baumwollfutter, welches später das Futter werden wird) anprobierte.
Er: „So viele Teile. Warum machst Du nicht einfach einen Kreis mit einem Loch drin?“
(Hey, anscheinend versteht der Mann irgendwie, wie Schnittmuster funktionieren! War mir bis zu dem Zeitpunkt noch nicht klar und lässt mich staunen…)
Ich: „Weil das zu weit wäre und sich dann am unteren Rand Wellen bilden würden. Und außerdem funktioniert dann der Bogen über der Schulter zum Arm hin nicht.“
Er: „Meine Güte, machst Du Dir viel Arbeit….“
Ich: „Naja, ich versuche halt, originalgetreu zu arbeiten…“
Er: „Meinst Du denn, daß irgendjemand den Unterschied erkennen würde?“
Ich: (Kurze Gedanken an ellenlange Diskussionen, die ich auf dem Board der 501st mitgelesen habe und in der sogar Einzelschrauben seitenweise diskutiert werden): „JA!“

Und hier ist das Ärmelschnittmuster; die Schulterkugel und der Unterarmbereich sind jetzt auf meinen Vater angepasst:

Schulter ist rechts oben; der untere Teil des Ärmels ist links. Die Handöffnung ist unten und die hintere Naht des Ärmels ist oben auf dem Bild.

Ich hatte übers Wochenende ein paar Probleme beim Schneiden und Zusammennähen meiner Stoffe – oder eher, beim Versuch, dies zu tun.
Erst ging mit das schwarze Garn aus, als ich meine Seidensamtteile für das Cape auf ihre stabilisierende Baumwollbasis nähen wollte.
Na gut, dachte ich, ich könnte ja auch mit dem Mantel anfangen; schließlich war der Waffelpiqué ja vorgewaschen.
Ratet mal… am Samstagabend habe ich dann erstmal einen Riesen-Fehler eingenäht (die eingenähten Falten an der Vorderseite? Die habe ich auf einer Seite erstmal spontan in die falsche richtung genäht; und das fiel mir auf, NACHDEM ich alle Falten genäht hatte… also bestand der Rest des Tages daraus, fern zu sehen und Nähte zu trennen). Dann… als ich die Falten in der richtigen Richtung einnähen wollte… ging mir auch noch das ROTE Garn aus. Und das war Sonntagmorgen, also keine Chance, mal eben neues Garn zu holen. 😥
Dann dachte ich mir, och, warum fange ich denn nicht einfach damit an, das Tabard zu besticken. Oh wartet mal, mir ist ja das rote Polyestergarn ausgegangen (was ich ja brauchen würde, wenn ich etwas besticken will, das NACHHER noch gefärbt werden soll; denn Viskosegarn würde sich ja mitfärben; und das Stickgarn auf dem Tabard ist ja nun mal HELLER als der Seidensamt!).
Außerdem… bei näherem Hinsehen stellte ich dann auch noch fest, daß das Kunstleder, was ich für die ‚Streifen‘ am Cape und die Applikationen auf der Stickerei gebrauchen wollte, einen Tacken zu hell ist. Und natürlich kann man dieses Kunstleder nicht färben; also darf ich erstmal eines finden, was die richtige Farbe hat.
Das war also mein mehr oder weniger erfolgloses Wochenende: Nähte trennen und feststellen, daß das Garn alle ist. Ich glaube, daß am heutigen Montag ein gründlicher Garn- und Kunstledereinkauf angesagt ist.
Allerdings habe ich irgendwie das Gefühl, daß Palpatine nicht von mir genäht werden WILL. Entweder das, oder meine Depressionen gehen wieder los.

Aber wartet mal, da ist noch etwas, das ich entdeckt habe, während ich – wie beschrieben – nichts zu tun hatte; beziehungsweise in Ermangelung von Material nichts tun konnte.

Schaut mal dieses Bild an:

Eine Zusammenstellung von Bildern, die das ZEIGEN, was ich meine

Das kupfrige / rotgoldene „Ding“ da, genau am vorderen / oberen Ende der Kapuze. Es scheint von der Innenseite der Kapuze zu kommen und biegt sich dann nach außen. Man sieht das am Besten im unteren rechten Bild (da, wo der grüne Pfeil hinzeigt); man kann es aber auch in anderen Bildern erkennen, wenn man weiß, daß es da ist.
Es sieht fast aus wie eine Art Gabel, mit dem Griff IN der Kapuze, und die Zinken der Gabel sind nach außen gebogen.

Was zum Geier ist das?

Meine beste Idee ist die, daß es dazu dient, den vorderen Rand der Kapuze davon abzuhalten, nach unten auf die Stirn wegzuklappen (was dieser Rand definitiv tun würde, wenn dieses Ding nicht da wäre, wo es ist); aber ich habe weder eine Idee, WAS das ist, noch scheint es irgendein Bild zu geben, das dieses Ding klar zeigt. Was mich ganz doll traurig macht.

Übrigens, witzig – während die ‚Gabel‘ auf a) den Ausstellungsbildern des Kostümes als auch b) den Promotionsbildern des Filmes definitiv vorhanden ist, fehlt sie im Film anscheinend völlig.
Betrachtet mal diese Bilder (stark aufgehellt, damit man es auch sehen kann) – die Kapuze im Film sieht fast so aus, als wäre die vordere Kante irgendwie rund ausgestopft. Sie ist definitiv wesentlich runder, als es auf den Ausstellungs- und Promotionsbildern des Filmes der Fall ist (wo sie komplett flach zu sein scheint):

Am Ende habe ich ein Stück zusammengenähtes steifes Taschen-Vlies benutzt (!), um die Kapuze derartig zu stabilisieren. So sah dieses Teil aus, bevor ich es in die Kapuze eingenäht habe:

Das runde Ding in der Mitte liegt wie eine Kappe auf dem Kopf auf; die Seitenflügel stabilisieren die Kapuze zu den Seiten hin.

Bevor ich Euch aber nun Bilder der gefärbten Stoffe zeige (JA! Ich habe Garn gekauft. Und Kunstleder in dunkelrot ebenfalls!), möchte ich nochmal kurz eine Studie am Originalkostüm betreiben – und zwar geht’s diesmal um die Kunstlederstreifen, die am Cape und der Kapuze angenäht sind.

Schaut Euch mal dieses Bild genauer an – und ja, natürlich könnt ihr es durch Klicken vergrößern; wie alle anderen Bilder auf dieser Seite auch:

Dies ist ein extrem hilfreiches Bild der FIDM-Ausstellung, das die Streifen genau zeigt.

Was man da sieht, ist…

  1. Die Streifen sind nicht nur schmal geschnittene Streifen, sondern die Kanten sind nach hinten gebogen. Man sieht das sehr gut bei dem Streifen ganz rechts, den man fast von der Seite sieht.
  2. Die Streifen sind nicht sichtbar festgenäht. Da SCHEINT eine nahtähnliche, gekräuselte Linie in der Mitte zu sein (sieht man am Besten bei dem mittig / linken Streifen!), aber dieses Kräuseln kommt NICHT von einer Naht, die von außen über den Streifen läuft, wie man ebenfalls ganz klar sehen kann. Falls ihr Zweifel habt, schaut am Besten auf den glänzenden Teil ganz unten, wo der Streifen nach innen ins Cape umgebogen ist. Nein, da ist keine sichtbare Außennaht.
  3. Der ganz rechte Streifen zeigt noch was anderes, und das ist, daß man ein bißchen ‚unter‘ ihn sehen kann. Also sind die Streifen auch nicht aufgeklebt.

Meine Schlußfolgerung aus diesen Beobachtungen ist, daß diese Streifen im Prinzip ‚flache Paspeln‘ sind.
Ihr wißt schon, was Paspeln sind, oder? Das ist im Prinzip ein Streifen Stoff, in den eine Kordel eingenäht ist. Diesen Streifen näht man dann mit der Kordel nach außen zwischen zwei Stoffteile ein, so daß außen nur der gerundete Teil mit der Kordel darin sichtbar bleibt.
Das hier scheint vom Prinzip her dasselbe zu sein – nur eben ohne die Kordel. Stattdessen ist der Streifen abgeflacht worden – wenn man ihn von vorn betrachtet, sieht er im Prinzip ais wie ein ‚T‘.
Das Kräuseln wiederum kommt meiner Meinung nach durch Handstiche, die von innen an die flache Paspel gemacht wurden (und zwar durch die Naht hindurch, mit der die Paspel angenäht wurde). Diese Stiche wiederum greifen nur an der gewebten Rückseite des Kunstleders an. Die Handstiche sind nötig, weil – und das habe ich selbst auch bei der Herstellung der flachen Paspeln erlebt! – die flachen Paspeln die Tendenz haben, nicht flach bleiben zu wollen, sondern – durch die Steifigkeit des Kunstleders – immer wieder mehr oder weniger rund werden möchten.

Hier sind ein paar Bilder, die das illustrieren, was ich geschrieben habe:

Das Profil der flachen Paspel. Wie man wohl sehen kann, sieht sie mehr oder weniger aus wie ein „T“.

Die Paspel, in der Naht zwischen zwei Stoffstücken ‚gesandwiched‘.
Achtung: Der Samt sieht hier aus wie Pannesamt, ist aber Seidensamt. Ich habe ihn nach dem Färben nur noch nicht durch den Trockner gejagt, was ihn wieder schön glatt und fluffig macht.
Was man hier auch gut sehen kann, ist, daß die obere Kante der Paspel sich gerne wieder ‚hochrunden‘ möchte.

Die Paspel, von der Nahtseite aus unsichtbar ‚flachgenäht‘. Die Kräuselung, die dabei entsteht, sieht man ja auch beim Originalkostüm… aber man sieht nicht, was diese Kräuselung verursacht (ebenfalls wie beim Originalkostüm 😉 ).

Und hier noch etwas Fortschritt bei der Stickerei; oder eher, wie ich die Stickerei gemacht habe:

Erstmal kommt der Stoff in den Stickrahmen. Bei mir heißt das: Es kommt Klebevlies in den Stickrahmen, und da packe ich dann den Stoff drauf.
Dann platziere ich ein Stück Kunstleder auf dem Stoff, und (weil ich das so digitalisiert habe 😉 ), werden die zu applizierenden Stücke zuerst aufgenäht.

Danach schneide ich die Applikationen bis genau zu diesen Nähten aus:

Und danach macht die Stickmaschine mit dem von mir digitalisierten Schnittmuster den Rest (und ja, der Samt sieht immer noch so aus wie gottverdammter Pannesamt, aber es ist immer noch Seidensamt. Nur habe ich in diesem Fall den Flor vor dem Sticken plattgebügelt, damit er beim Sticken schön liegen bleibt. Wenn die Stickereien fertig sind, kommt das Stück in den Trockner, und danach ist der Seidensamt wieder schön glatt und fluffig.

…irgendwann ist dann eines der fünf gestickten Teile fertig. Ganz oben im Bild sieht es aus, als wäre die Stickerei asymmetrisch; aber das kommt nur daher, weil ich den Stoff offensichtlich mit einer Falte zum fotografieren hingelegt habe. Ich dachte nur, ich sollte das erwähnen.

Vergleichen wir das mit der Originalstickerei…:

Originalstickerei auf Palpatine’s Filmkostüm

…ja, ich würde mal sagen, das sieht ganz gut aus 😀

Nachdem ich noch zwei Symbole ausgestickt hatte, habe ich den genähten Mantel, das bestickte Tabard und die bisher zusammengenähten Teile des Capes einfach mal auf meiner Schneiderpuppe aufeinandergenadelt, um zu sehen, wie sie zusammen aussehen.
Beachtet hierbei, daß meine Schneiderpuppe, naja, weiblich ist. Außerdem ist sie im Vergleich zur Statur (Höhe / Breite) meines Vaters echt winzig, auch wenn ich sie auf die größtmögliche Größe einstelle. Also sieht das ganze nicht unbedingt „passend“ aus, aber es vermittelt euch einen Eindruck:

Außerdem HASSEN Digitalkameras die Farbe Rot. Die gesamte Farbgebung in diesem Foto ist viel heller, als es die Stoffe in der Realität sind. Naja.

…ich sage immer noch, daß das ziemlich gut aussieht. Morgen kann ich an meinem Vater dann mal testprobieren, um zu sehen, ob es wirklich so gut passt wie ich glaube. Und ja, ich wünschte, Schneiderpuppen wären unendlich auf wirklich jede erdenkliche Größe einstellbar.

Hier sind ein paar bessere Bilder derselben Kombination (bis auf die Tatsache, daß ich mittlerweile die Tabard-Stickereien fertig gemacht habe), die ich draußen gemacht habe, als die Sonne schien:

Vorderseite des Mantels. Den habe ich allerdings noch nicht gebügelt. Rückseite des Mantels. Nochmal, noch nicht gebügelt. Vorderseite mit teilweise zusammengenähtem Cape und komplett bestickten Tabard. Nahaufnahme des Tabards.
DIES ist das einzige Bild, was die Farben richtig zeigt! Leider fehlt das ‚Glühen‘ des Seidensamtes; so daß der fast schwarz aussieht.

Schließlich und endlich noch Bilder meines Vaters, wie er sein Kostüm trägt; mehr Bilder sind auf der FedCon-Seite zu finden:


Der echte Imperator Palpatine verglichen mit meinem Vater. Die Robe, die ich gemacht habe, ist in real etwas dunkler; aber ich hoffe, ihr seht, daß die Form sehr gut funktioniert.
Ich konnte mir ein bißchen photoshopping einfach nicht verkneifen :mrgreen:

…Mission ‚Papa eine andere Perspektive auf Kostüme geben‘ komplett und perfekt erfüllt! :mrgreen:

  2 Responses to “Star Wars-Roter Imperator Palpatine”

Comments (2)
  1. Hi Naergi,
    warum hast du deinem Papa denn nicht einfach – für den Anfang – ein Jedi-Kostüm gemacht? Das ist bequem, er muss sich nicht schminken lassen und er darf sogar ein Lichtschwert tragen 🙂
    Aber wie auch immer, der Bademantel ist super und ich bin auf das Endresultat gespannt! Macht sicherlich was her, wenn er mal so auf einer Convention rumläuft.

    Viel Erfolg weiterhin 🙂

    • Wenn mein lieber Vater auch nur annähernd eine Ahnung hätte, was ein „Jedi“ oder ein „Lichtschwert“ ist und sich in irgendeiner Form dafür ausgesprochen hätte, dann hätte ich das mit Sicherheit in Betracht gezogen 😉
      Aber nu isses ja so, daß mein Vater noch nie irgendeine Sci-Fi Serie oder Film gesehen hat und überhaupt keinen Plan hat. Außerdem ist der gute Mann über 70, und hat mit einem lichtschwertschwingenden Jedi nicht mehr so arg viel gemein. Und ein gut gemachter Jedi (egal welcher!) ist auch nicht weniger aufwändig als ein Imperator.
      Und weil ich nunmal eher eine Freundin großer Roben bin, habe ich mir das rausgesucht, was ich am Besten kann (nämlich eine Auswahl großer Roben eben 😉 ), und darunter war auch der ‚imperiale Bademantel‘, wie ich das Teil liebevoll nenne; und der hat ihm gefallen. Von der Form her – mein Vater ist eher der typische „Bauchmann“ – passt das ja auch.
      Stoffe sind schon vorgewaschen und trocknen momentan; am Wochenende werde ich wohl langsam damit anfangen 🙂

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