Jun 172013
 

Star Wars Episode 3 – Breha Organa

breha8

Eine Sache, die ich nie vergessen werde, ist die Reaktion, die ich im Forum der Rebel Legion bekam, als ich Breha Organa so nebenbei in einem Thread erwähnte, in dem es eigentlich gar nicht um Breha ging.
Jemand sagte sofort, und ich übersetze / zitiere,

„Oh Gott Breha’s Ärmel. 😆 “

Da begriff ich, daß die Breha aus dem Film niemals als Leia’s Adoptivmutter, oder als Bail’s Frau, oder Königin von Alderaan in Erinnerung bleiben wird.
Nein, Breha wird ewiglich als „die mit diesen Ärmeln“ in Erinnerung bleiben. 😀

Übrigens, „diese Ärmel“ sind nicht wirklich eine clevere, innovative und / oder moderne / futuristische Erfindung der Star-Wars-Kostümabteilung.
Tatsächlich habe ich solche Ärmel schon vorher anderswo gesehen (naja, FAST solche Ärmel!) – bei Isabel de Valois:

Naja, zurück also zum ultimativen Ärmelkleid von Breha.

Die Ärmel
(bitte Großbuchstaben, das sind GROSSE Ärmel!!)

Die Ärmel sind gar nicht so verrückt oder schwierig, wenn man sich nur die Ausstellungsbilder auf Padawansguide genau ansieht. Man sieht da recht deutlich alle Nähte und die Form, und auch den Fadenlauf des Stoffes kann man ganz gut erkennen. Daraus läßt sich dann schließen, wie die Schnittteile des Ärmels auf flachem Stoff aussehen müssen.

Was ich also als erstes gemacht habe, war, ein Schnittmuster für den Ärmel zu entwickeln:

BrehaSleevePatternDrawn

Ich habe mein Schnittmuster dann ausgedruckt, mit Nadeln zusammengeheftet und an meiner Schneiderpuppe befestigt.
So sah das aus, als ich fertig war:

BrehaTestSleeveCompare

Der Oberarm ist noch ein bißchen lang. Das habe ich gelöst, indem ich a) die Armkurve am oberen Teil etwas nach unten versetzt habe und b) die innere Kurve des Oberärmels verkürzt habe. Der Trick hat funktioniert. Außerdem habe ich den Unterarm-Teil noch 2cm kürzer gemacht.

Der Stoff für Die Ärmel und den Unterrock

Dieser Teil hat mir echt Kopfschmerzen bereitet; und anscheinend nicht nur mir.
Der Originalstoff hat definitiv Wolle als Fasergehalt mit drin; das sieht man auf den Ausstellungsbildern sehr gut, wo so feine ‚Härchen‘ von den Ärmeln und dem Unterrock abstehen. Außerdem enthält der Stoff des weiteren Lurex – das verursacht das Glitzern. Er ist auch nicht nur blau, er hat so eine Art ‚Kringelmuster‘ in Pfauenblau und lila in sich.

Soweit es den Stoff betraf – ich hab’s wirklich versucht. Ich hab’s mit Drucken bei Spoonflower versucht (funktionierte nicht, da ich keinen Glitter finden konnte, der sich dauerhaft auf den Stoff bringen ließ) und ich habe glaube ich jeden Online-Stoffshop auf diesem Planeten abgeklappert – alles ohne Erfolg.

Aber wie’s ja nun mal so ist, grade, wenn man aufhört, etwas zu suchen, weil man’s nicht finden kann, findet man’s dann doch. War zumindest bei mir so.
Was ich fand, war eine wollweiße Wolle-Seide-Lurex-Mischung, die fast leinenähnlich aussieht (von der Fadendicke her) und die deswegen für Ärmel und Unterrock perfekt ist. Der Lurex ist gold und echt hübsch; sieht gar nicht nach Lametta aus.
Ich habe schon eine Testfärbung mit einem Probestück gemacht, und der Stoff lässt sich gut färben (läuft dabei allerdings etwa 10% ein). Wenn ich das ‚Grundblau‘ für den Rock färbe, kann ich meinen Seidenchiffon für den Schleier-Teil gleich mitfärben, dann habe ich die perfekt passende Farbe.
Hier ist ein Foto meines testgefärbten Stückes (nur in Navyblau gefärbt; keine Kringel) im Vergleich mit dem Originalstoff. Beachtet die feinen Härchen auf der linken Seite des Originals und denselben Effekt an der rechten Kante meines Probestückes:

BrehaTestDyeCompare

 Ich habe damit angefangen, den Stoff zu bemalen, um diesen ‚Aurora Borealis‘ (=Nordlichter)-Effekt zu bekommen, den auch der Originalstoff hat. Dafür habe ich den blau gefärbten Stoff erstmal ordentlich nass gemacht (weil sich die Seidenmalfarbe dann besser verteilen kann), und habe ihn dann einfach ’streifig‘ mit einem Schaumpinsel und vier verschiedenen Seidenmalfarben (blau, rot, grün und Lavendel) bemalt.

PaintingFabric2

Ich weiß, das sieht sehr seltsam aus. Aber die Seidenmalfarbe wird sich noch im Stoff verteilen, also wird der bemalte Effekt nach dem Trocknen wesentlich weniger deutlich sein.

Hier sind Bilder, die ich nach dem Trocknen gemacht habe. Die linke Bildseite zeigt den Stoff bei Tageslicht (und da passt die Farbe fast zu der, die der Rock- und Ärmelstoff auf dem allerersten Bild auf dieser Seite hat, welches ja mit Studiolicht aufgenommen wurde), und die rechte Seite zeigt, wie der Stoff aussieht, wenn man ihn mit Blitzlicht fotografiert.
Beachtet, daß die Bilder des Kostümes auf der Ausstellung, die den Aurora Borealis-Effekt zeigen, ja ebenfalls mit Blitz fotografiert wurden. Stoffe, die mit Blitzlicht fotografiert werden, sehen immer ein bisschen anders aus als man den Stoff persönlich sieht (oder ihn bei Tageslicht fotografiert). Wenn man also die Farbe eines Stoffes erreichen will, von dem man nur ein Bild hat, welches mit Blitz fotografiert wurde, dann muß man logischerweise prüfen, ob die Farbe korrekt ist, indem man ebenfalls den Stoff mit Blitz fotografiert.
Wenn ihr die rechte (Blitz) Seite mit dem kleineren Bild des Originales in der Mitte vergleicht, welches ich zwischen die kein Blitz / Blitz-Fotos gesetzt habe, dann werdet ihr sehen, daß ich diesen ‚gestreiften‘ Aurora Borealis-Effekt schon fast erreicht habe – eventuell muß ich noch etwas grün nachmalen (was auf dem blauen Stoff türkis wird). Klicken zum Vergrößern:

PaintedFabricDayFlash1

Das Überkleid
(aka Symbolmusterchaos)

Für diesen Teil des Kostümes habe ich eine Wolle-Seiden-Mischung mit Lurex gefunden, die wesentlich feiner gewebt ist als der Stoff für Ärmel und Rock, weswegen er für dieses Überkleid funktionieren wird.
Leider ist der Stoff von Haus aus braun; aber ich habe schon anhand eines Teststückes festgestellt, daß man ihn bleichen kann. Er nimmt dann eine hellbraun / Sand-Farbe an.
Wenn ich das „keltische Knotenmuster“ dann vor dem Bleichen reserviere und danach den gebleichten Teil bläulich einfärbe, sollte ich genau das haben, was ich brauche – das will ich aber ebenfalls noch an einem Teststück testen.

Das Schnittmuster des Kleides hat mir allerdings WIRKLICH Kopfschmerzen bereitet.
Wie ihr vielleicht wißt, ist es, wenn der Stoff eines Kleides ein regelmäßiges Muster aufweist, so, daß man (ähnlich wie bei kariertem Papier und Karos) die Musterwiederholungen einfach zählen und daraus ein Schnittmuster entwickeln kann.

Bei DIESEM Überkleid wollte das aber einfach nicht funktionieren. Ich habe stundenlang herumgezeichnet, aber es wollte einfach nicht.
Also so: Die Nähte der Seitenteile, die auf das Vorderteil treffen, waren in meinen Skizzen immer zu lang. Nicht soviel zu lang, daß ich eventuell eine Reihe mit Mustern vergessen haben könnte; aber trotzdem.

Und DANN hatte ich endlich eine Erleuchtung:
Diese ovalen Symbole auf dem Überkleid?
Die oberen beiden Symbolreihen auf dem mittleren Vorderteil und die unteren beiden Reihen auf dem Seitenteil ihres Kleides sind KLEINER als alle anderen Symbolreihen auf dem Kleid. Das sieht man übrigens fast sofort, wenn man mal die Höhe des Symboles vergleicht, was sich an der ‚Schlüssellochöffnung‘ am Ausschnitt befindet – und zwar mit allen denen, die sich direkt darunter befinden.
DAS war der Grund, wieso mein Schnittmuster einfach nicht funktionieren wollte – der untere Teil des Seitenteiles läuft über die KLEINEREN Symbole, was, wenn man das Schnittmuster aber nun so zeichnet, als wären da nur große Symbole, dazu führt, daß alles zu lang wird und dann nicht mehr ans Vorderteil passt.
Natürlich mußte ich bei dem Schnittmuster an vielen Stellen „raten“ – nämlich da, wo die Ärmel oder der Schleier das Überkleid verdecken; aber dieses Raten zusammen mit dem Wissen, wie Schnittmuster generell funktionieren, läuft ganz gut..

So sieht also das Schnittmuster aus, was ich dann endlich fertigstellen konnte:

BrehaOverdressPatternPreview

Die fehlenden hinteren Teile lassen sich recht einfach aus den Vorderteilen entwickeln; es ist nur so, daß man die ‚Brustkurve‘ des Seitenteiles für hinten flacher machen muß (auf dem Vorderteil läuft die Brustkurve direkt um das Oval eines Symboles herum; für das seitliche Rückenteil muß diese Linie zur Mitte des Symboles zurückgeschoben und der weitere Verlauf des Schnitteiles zur Schulter dann halt angepasst werden). Denkt auch daran, daß die hintere Mitte geteilt sein muß, da sich dort ein Reißverschluß befinden MUSS.

Was die Symbole auf dem Stoff angeht, so war mein Plan ursprünglich, Stempel mit Hilfe von photosensitiven Stempelplatten herzustellen und die Symbole einfach zu stempeln.
Allerdings hat das nicht wirklich funktioniert, da die Stempel zwar genug Farbe aufnehmen, um Papier stempeln zu können, aber eben nicht genug, um Stoff deckend zu stempeln.
Was ich also getan habe, ist, mir einen sogenannten Stencil Burner zu kaufen (den braucht man, um Airbrush-Schablonen herzustellen), dann noch ein paar Bögen Mylarfolie (die ebenfalls für solche Schablonen gebraucht wird), meine Vorlagen für die ursprünglich angedachten Stempel wiederzuverwenden und…

StencilTools

…die Schablonen auszubrennen…

StencilFinished

…und dann mit einem Testdruck (auf einem Stück Stoff, was ich noch vom Senatskleid über hatte) zu verifizieren, daß die Schablonen auch tatsächlich funktionieren.
Beachtet bitte, daß das hier wirklich nur ein Test ist – ich habe da verschiedene Farben und Farbdicken getestet – die Farbe, die zu dünn war, ist unter die Schablone gekrabbelt und sieht jetzt „verschmiert aus bei dem kleineren Symbol auf der rechten Seite – aber jetzt weiß ich ja, welche Dicke von Farbe ich für den tatsächlichen Druck benutzen muß.

StencilTest

So sah das Unterkleid dann aus, als ich mit dem Schablonieren fertig war:

OverdressStamped

Und weil sich das intensive Glitzern des Stoffes nicht wirklich schön fotografieren läßt, habe ich auch ein kleines Video aufgenommen.

Hier ist ein Foto der Broschen, die ich gemacht habe, ausgelegt auf der ausgedruckten und proportional skalierten Vorlage, die ich mit Hilfe von Kay_Dee’s Ausstellungsfotos der Originalbroschen gemacht habe (und die ich, ihr ahnt es sicher schon, dafür benötigte, um bei der Anfertigung die richtige Größe zu erreichen).
Ich weiß, daß sie auf dem Foto RIESIG aussehen, aber zum Beispiel die Quastenbrosche ist (mit Quaste) nur 10cm lang – ihr könnt euch vorstellen, wie klein die Broschen tatsächlich sind.
Ich habe die Broschen übrigens mit Epoxidharz (für die Basis der Quastenbrosche und die komplette rechteckige Brosche), Blattgold (um alles metallisch aussehen zu lassen), Fimo (für den grünen, geschnitzten „Stein“) sowie einer goldenen Bullionquaste (für die Quastenbrosche offensichtlich!) sowie ein bißchen Golddraht (um die Quaste an die Fassung anzuschließen) gefertigt.

Breha Organa`s Brooches

Hier ist noch ein Bild des so-ziemlich-fertigen Kostümes.

Breha Organa costume

Ein RIESIGES Problem stellt der Schleier aus Seidenchiffon dar, der VERDAMMT leicht ist.
In einem Studio, wenn man einen Film dreht, ist das sicher kein Problem.
Draußen im Garten allerdings… Riesenproblem; der Schleier wird sogar von quasi nichtexistentem Wind verweht (was man besonders „toll“ auf der Rückseite sieht, wo er sich eigentlich nett über den Rücken drapieren sollte).
Ich denke darüber nach, da irgendwie Gardinenblei einzunähen, damit er zumindest ansatzweise da bleibt, wo er, nun ja – bleiben soll (nämlich über meinen Rücken drapiert).

 

Bail Organa

Für meinen Sohn habe ich das Kostüm von Bail Organa gemacht; und zwar das „Senatskammer“-Outfit, welches in unserem Haushalt auch den Spitznamen „X-Men-Kostüm“ hat, um genau zu sein wegen der Form des metallischen Harnesses.

Hier ist ein Bild:

My_BailOrgana

Das Kostüm ist auf diesem Bild noch nicht ganz fertig – er braucht noch neue Stiefel und der Mantel braucht ein Futter (und eventuell noch ein weiteres Färbebad).

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