Mrz 242013
 

Die Jawas aus Star Wars sind interessante und wirklich einfache Kostüme, vor allem für Kinder ideal.

Eine schöne Zusammenfassung bezüglich des Schnittmusters und des Gesamtlooks ist hier zu finden.  Allerdings ist das auch nicht das, worüber ich hier gern reden möchte. Mein  Thema ist der Stoff, der im Film verwendet wurde; und angefangen hat alles eigentlich hier auf dem alten offiziellen Board der 501st, auf dem der Jawa-Stoff diskutiert wurde – den Thread kann ich sehr empfehlen.

JawaExhibit
Jawa-Kostüm bei einer Ausstellung

Und hier ist eine Nahaufnahme des Stoffes. Beachtet das diagonal gerippte Muster im Stoff!

JawaTwillOriginalWeave

Ihr könnt dieselbe Art von diagonalen Rippen sehen, wenn ihr euch ganz normale Jeans anseht. Jeans werden aus Jeansstoff gemacht, der in einer Twill-Bindung gewebt ist. Diese Webart (Twill) ist es, was diese diagonalen Rippen verursacht.
Natürlich kann man nicht wirklich Jeansstoff für ein Jawakostüm verwenden. Der Stoff ist viel zu fein und dünn, und die Rippen sind zu klein.

Viele Leute schlagen vor, Monk’s cloth zu verwenden. Das Problem damit ist, daß es sich hier um einfache Leinwandbindung als Webart handelt (wobei ‚Leinwand‘ hier die Art bezeichnet, wie die Fäden im Stoff miteinander verwebt wurden – rauf, runter, rauf, runter; nächste Reihe umgekehrt – und nicht die zum Weben verwendete Faser, die in diesem Fall Baumwolle ist). Diese einfache Leinwandbindung hat aber nicht die sehr auffälligen diagonalen Rippen, die, wie schon erwähnt, von einer Twillbindung verursacht werden und nicht durch einfache Leinwandbindung.

Andere schlagen vor, die ‚Herringbone‘-Decken von Ralph Lauren zu verwenden. Aber auch da hat’s ein Problem – ‚Herringbone‘, auf Deutsch ‚Fischgrät‘, bezieht sich ebenfalls auf die Webart; und Fischgrätbindung ist nun einmal ein Zickzackmuster, keine diagonalen Rippen.

Es gibt tatsächlich nur eine Möglichkeit, diese diagonalen Rippen zu bekommen; und das ist, tatsächlich einen Twill-gewebten Stoff zu verwenden.

Nun, ich kenne das schon – ganz viele Leute heulen ganz viel rum, daß sie ja „überall geguckt“ hätten und echt „gar nix“ gefunden hätten, was grob / dick genug wäre und Twillgewebt ist“.
Lasst mich einfach sagen, daß diese Leute den Stoff nicht gefunden haben, weil sie nicht genau geguckt haben oder am falschen Ort. Denn mal ganz im Ernst?

TwillWeave
DAS WAR DOCH NICHT SO SCHWER, ODER?
(Bild zeigt einen etwa 10x10cm großen Ausschnitt des twillgewebten Stoffes!)

NAERGI, WAS FÜRN STOFF IST DAS? WO KRIEGT MAN DEN HER? WAR DER TEUER? KANN MAN IHN FÄRBEN?
Ach ja, ich höre euch….

Der Stoff ist, Überraschung…:

sack1
…EIN KAFFEESACK.

Kaffee-, Kohle- oder Getreidesäcke in Twillbindung sind nicht weit verbreitet, aber auch nicht grade selten.
Wenn ihr euch auf Ebay nur Mühe gebt und die Bilder mal GENAU anseht, um sicherzustellen, daß die diagonalen Rippen im Stoff vorhanden sind, dann könnt ihr diese Säcke auch finden.

Verhältnismäßig billig sind sie auch – ich habe weniger als 15 EUR für drei Säcke bezahlt, die grade genug sind, um für meinen 12jährigen Sohn einen Jawa zu machen. Die Säcke sind aus Jute, und man kann sie daher problemlos färben. Für einen Erwachsenen würde ich fünf bis sechs Säcke verwenden (zwei für vorn, zwei für hinten, und die anderen beiden für Ärmel, Kapuze und Streifen, um die Schuhe zu umwickeln).

„Aber warte mal!“, höre ich euch sagen. „Da ist diese Schrift auf dem Sack, und die blauen Streifen. Außerdem stinkt Jute und ist hart und steif!“

Das stimmt! Aber die Schrift, die Streifen und auch der Geruch / die Steifheit verschwinden, wenn man den Sack nur mehrfach (!) heiß (95°C) wäscht und danach immer schön durch den Trockner jagt. Mit „mehrfach“ meine ich übrigens so 5-8 mal.

So sieht ein Sack nach nur einer Wäsche aus:

Sack_1washing

Wie ihr sehen könnt, sind sowohl die Schrift als auch die Streifen schon fast komplett verschwunden. Wenn man die Wäsche mehrfach wiederholt, sind sie ganz weg und ihr habt einen sauberen Sack, den ihr prima vernähen und färben könnt.

Hier sind noch einige Hinweise zur Handhabung:

  • Besonders während der ersten Wäsche wird der Sack FLUSEN wie verrückt. Achtet auf die Maschine; ganz besonders, wenn diese das Wasser abpumpt. Der Abfluss könnte durch dieses Gefluse verstopft werden (Drano Power-Gel ist im Vorfeld keine schlechte Investition!).
  • Das Gefluse wird mit der Zeit weniger (soll heißen, je öfter ihr das Zeug wascht, desto weniger Flusen kommen dabei runter… bis es irgendwann gar nicht mehr flust); besonders während der ersten Wäsche ist es aber wirklich furchtbar.
  • Damit die Schrift und Streifen schneller verschwinden, könnt ihr zur Wäsche etwas Bleiche (Dan Klorix) hinzufügen.
  • Bein Trockner solltet ihr (…vor allem beim ersten Mal…) öfter mal nach dem Sieb schauen. Nochmal, das wird mit der Zeit besser; aber besonders beim ersten Mal ist es echt furchtbar.
  • Fangt erst an, die Säcke zu waschen, wenn ihr sie an den Seiten aufgetrennt habt. Ansonsten wascht ihr eine hässliche Bruchlinie an der Unterkante der Säcke ein; und die wollt ihr nicht.
    Das Auftrennen ist recht einfach. Die Säcke werden normalerweise mit einer Maschine genäht, die einen doppelten Kettenstich produziert – also aus zwei Fäden, die verschlungen einer einfachen Reihe Häkeln sehr ähnlich sind.
    Wenn ihr das richtige Ende finden könnt (das üblicherweise am ‚Boden‘ seitlich ist…) und das richtig aufdröselt, dann solltet ihr eigentlich nur an zwei Fäden ziehen müssen, und die ganze Seite ist schnell aufribbelbar.
  • Lose Kanten (also nicht die Seiten, die ja verwebt sind, sondern oben / unten am Sack…) solltet ihr mit einem Zickzackstich den Stoff gegen Ausfransen sichern. Ansonsten garantiere ich, daß sich der Sack an diesen Seiten mindestens 10cm ausfranst beim waschen.
  • Der Sack wird etwa 10-15% einlaufen. Unterschätzt das nicht; 10-15% auf einen Meter sind 10-15cm!
  • Dieses Einlaufen ist auch der Grund, wieso ihr ERST auftrennen und waschen und DANN erst nähen  und DANACH erst färben wollt.
  • Falls die Schrift beim Waschen nicht komplett verschwindet, könnt ihr nach dem Nähen / Färben ein bisserl verdünnte braunschwarze Acrylfarbe übers Kostüm reiben. Das lässt die Schrift optisch komplett verschwinden und sieht einfach aus wie Dreckflecken (was für einen Jawa ja erstrebenswert ist).

Ich fasse nochmal zusammen: Erst auftrennen, dann waschen, trocknern, waschen trocknern… bis ihr die Konsistenz des Stoffes mögt… dann nähen, dann färben.

Auf der zuerst verlinkten Seite (hier nochmal) findet ihr ein halbwegs passendes Schnittmuster. Mit Säcken für Erwachsene solltet ihr für jeweils vorn links, rechts und hinten links, rechts einen Sack verwenden, um genug Weite zu erzielen.

Nach dem Nähen wollt ihr an den Ärmelenden und am unteren Ende der Tunika etwa 2-3cm der Webung aufribbeln, damit der Stoff ausfranst. Genau darüber wollt ihr mit dunkelbraunem oder schwarzem Garn eine Zickzacknaht machen, um den Rest des Stoffes gegen weiteres Ausfransen beim Färben und folgenden Wäschen sichern.

(Rest folgt, wenn ich mal Fotos gemacht habe!)

 

 

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Mrz 242013
 

The Jawas from Star Wars are interesting and really simple costumes; and particularly children love them and look good in them.

A nice breakdown concerning the pattern and overall look can be found here. However, this is not what I would like to talk about. My subject is the screen accurate fabric that was used.

JawaExhibitJawa costume at an exhibit

And here’s a closeup of the fabric. Note the diagonal ribs!

JawaTwillOriginalWeave

You can see the very same kind of diagonal ribs if you look at ordinary Jeans. Jeans are made from Jeans fabric, which is woven in a twill weave. The twill weave is what causes the diagonal ribs.
Of course you can’t actually use Jeans fabric for a Jawa. The weave is too fine, so the ribs are too small.

A lot of people suggest to use Monk’s cloth. The problem with Monk’s cloth is that it is a simple linen weave (whereas ‚linen‘ refers to the type of weave – up, down, up, down; and vice versa in the next row – not to the fibers used for weaving in this case!). That simple linen weave however doesn’t have those very prominent diagonal ribs, which, again, are caused by a twill weave, not a simple linen weave.

Others suggest to use the Ralph Lauren Herringbone blanket. There’s a problem with that weave, too – a Herringbone weave looks like ‚chevrons‘, meaning a zigzag weave, not a diagonal stripe weave.

There’s just ONE possibility to actually achieve the diagonal ribbing, and that is to use a fabric which actually has been woven as a twill weave.

Now, I know that many people whined and howled how they „looked everywhere“ and „just couldn’t find that type of weave in a coarse enough fabric“.
Let me tell you that they just couldn’t find it because they didn’t look hard enough and / or in the wrong place. Because, seriously?

TwillWeaveTHAT WASN’T SO HARD, RIGHT?
(picture shows approximately 4×4 inches of twill weave fabric!)

NAERGI, WHAT KIND OF FABRIC IS THAT? WHERE DID YOU GET IT? WAS IT EXPENSIVE? CAN IT BE DYED?
Oh, I hear you.

This is, surprise, surprise…:

sack1…A COFFEE SACK.

Coffee-, Coal- or grains sacks in twill weaves are not common, but they’re not exactly ‚rare‘ either.
If you just look through Ebay and look at the images REALLY carefully to verify that the diagonal ribbing is there, you can find them.

And inexpensive at that, too – I paid less than $20 for three sacks, which are just barely enough to make a Jawa costume for my son. They’re made of Jute, and can be dyed perfectly. For an adult, I’d probably buy five or six sacks (two for front, two for back, and the other two for sleeves, hood and strips to wrap the shoes with).

„But wait!“ I hear you say. „There is that writing on the sack, and the blue stripes. Also, Jute stinks and is so hard and coarse!“

Yeah, true. But! The writing as well as the stripes AND smell / stiffness will go away if you just wash hot and tumble dry the sack several times. With „hot“, I mean 95°C (203°F). And with several times, I mean about 5-8 times.

Here’s what the sack looked like after just one washing:

Sack_1washing

As you can see, the writing as well as the stripes have almost completely disappeared. Repeat that a few more times and there you go – clean sack; ready to sew and dye.

Here’s a word of warning when washing those sacks:

  • Particularly during the first washing, the sacks will SHED. As in, A LOT. Watch the machine, particularly when it pumps off the water. The drain MIGHT get clotted with all that lint. Acquiring a drain cleaner which is able to dissolve hairs isn’t the worst acquisition before you start, just in case.
  • The shedding will become less over time (meaning, the more often you wash it, the less it will shed… eventually it won’t shed at all any more); but particularly the first washing is horrible.
  • To make the writing / lines disappear faster, you can always add some bleach (chlorine) to the washing.
  • Also, clean the sieve of the tumble dryer often – again, this shedding will become less over time; but during the first washing / tumbling, it’s really awful.
  • Start washing the sacks only AFTER you have opened / unraveled the sides; otherwise you’ll force a break line in the fabric at the ‚bottom‘, which you really don’t want.
    This unravelling usually works very quick; the sack’s sides are usually sewn close with a seam that is much likely to a double crocheted line. If you find the right ends (which are usually at the bottom of the sack), you should be able to unpick that seam so, in case you unpicked it in the right place, you should just have to pull on two thread and the seam will unravel.
  • Loose ends (not the sides, those have the selvages – but the ‚upper‘ part of the sack) should be secured with a large zigzag machine stitch before washing. Otherwise I guarantee that the fabric will fray up to 4 inches per washing!
  • The sacks will also shrink by 10-15% in all directions. Don’t underestimate that shrinkage when buying the sacks. 10-15% on a yard is 3.6-5.5 inches!
  • Said shrinkage is also the reason why you FIRST want to open the side seams, THEN wash, THEN sew and THEN dye.
  • In case the writing doesn’t completely disappear during the washing, you could always rub some diluted black or dark brown paint over it after dyeing the fabric. That way the writing will look more or less like dirt stains, which is desirable for a Jawa.

I’ll sum it up again: First, open side seams; then, wash, tumble dry, wash, tumble dry.. until you like the drape and feel of the fabric.. then sew, then dye.

On the page which I linked first (here again) you can find a decent pattern for a Jawa costume. You should use four sacks for an adult Jawa costume (one each for front left, right and back left, right) to achieve a wide enough costume.

After sewing you want to unravel / fray the sleeve ends and the lower end of the tunic by approximately an inch or a bit more. Then, right up to where the fabric has been frayed, you want to sew a zigzag seam to protect the remaining fabric from fraying more during the following dyeing and later washing.

(Pictures of my son’s finished Jawa will follow as soon as I took them!)

 

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